Die großen Entdecker, Denker, Erkenner
Sie haben eines gemeinsam: Sie waren imstande, über den durch das jeweils herrschende Weltbild gegebenen Tellerrand in eine neue Dimension zu blicken.
Der Dritte von ihnen, Sigmund Freud, spricht von Kränkungen und reiht sich selbst ein.
Nikolaus Kopernikus (1473 – 1543):
Beging die kosmologische Kränkung: Die Erde sei nicht der Mittelpunkt des Weltalls.
Charles Darwin (1809 – 1882):
Beging die biologische Kränkung: Der Mensch sei durch Evolution aus der Tierreihe hervorgegangen. Überwindung der biologischen Stasis.
Sigmund Freud (1856 – 1939):
Beging die psychologische Kränkung: Ein beträchtlicher Teil des Seelenlebens entziehe sich der Kenntnis und der Herrschaft des bewussten Willens. Der Mensch wäre nicht Herr in seinem eigenen Haus.
Albert Einstein (1879 – 1955):
Raum und Zeit sind nicht voneinander unabhängig.
Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951):
Er wendet sich gegen die Metaphysik, bringt die Logik in die Philosophie und betont den Aspekt der Sprache.
In seiner Abhandlung Tractatus logico-philosophicus sind die Wahrheitstabellen der Logik enthalten.
Er schreibt: “Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“.
Oder: “Was sich überhaupt sagen läßt, läßt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.“
Kurt Gödel (1906 – 1978):
Während Wittgenstein den Satz “Ich spreche jetzt nicht die Wahrheit” noch als sinnlos bezeichnet hatte, spielte diese Selbstbezüglichkeit für Gödel eine große Rolle. Er erfindet die Gödelisierung, wonach man jeder Aussage eine Zahl zuschreiben kann, und benutzt das Paradoxon in seiner Arbeit “Über formal unentscheidbare Sätze der Principia mathematica und verwandter Systeme” für seinen Beweis des darin enthaltenen Unvollständigkeitssatzes. Von 1942 bis 1955 lebten er und Einstein in Princeton in enger Freundschaft.
Alan Turing (1912 – 1954):
Der Bahnbrecher für die Künstliche Intelligenz. Erfinder der Turing-Maschine.
Am bekanntesten wohl durch den Turing-Test: Wenn man nach einem schriftlich geführten Dialog zwischen einem Menschen und einem verborgenen Gegenüber nicht entscheiden kann, ob das Gegenüber ein Mensch oder ein Computerprogramm ist, dann muss man dem Programm Intelligenz zusprechen.
Weniger bekannt für seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der mathematischen und theoretischen Biologie.
Humberto Maturana (1928-):
Er erweitert die Biologie um die Erkenntnisse der Kybernetik – vor allem das Systemdenken: Koppelungen zwischen Systemen und vor allem Rückkoppelungen. Er sieht die Umwelt eines jeden Lebewesens nicht als von diesem unabhängig, sondern als interne Prozesse, die bei höheren Tieren vor allem im Gehirn ablaufen.
Ob die Umwelt tatsächlich existiert oder nicht sei ohne Bedeutung.
Als Konstruktivist müsste er Platons Ideenwelt in dessen Höhlengleichnis ablehnen.
Der Kreis schließt sich. Das Universum implodiert in das menschliche Gehirn.